Adrian de Vries - Der berühmte niederländische Bildhauer | Mausoleum Stadthagen

Adrian de Vries

Der berühmte niederländische Bildhauer des Manierismus

Entdecken Sie das außergewöhnliche Leben und Werk von Adrian de Vries (1556-1626), dem "niederländischen Michelangelo", der das prächtige Grabmonument im Mausoleum Stadthagen schuf.

1556-1626 Den Haag, Niederlande Manierismus

Der niederländische Michelangelo

Adrian de Vries (geboren 1556 in Den Haag; gestorben 15. Dezember 1626 in Prag) war ein niederländischer Bildhauer des Manierismus, der auf Bronzeskulpturen spezialisiert war. Er gilt als der berühmteste europäische Bildhauer seiner Generation und wird oft als der "niederländische Michelangelo" bezeichnet.

De Vries arbeitete hauptsächlich in Zentraleuropa und schuf viele seiner bedeutendsten Skulpturen für den Hof von Kaiser Rudolf II. in Prag. Sein Meisterwerk in Deutschland ist das Grab- und Auferstehungsmonument im fürstlichen Mausoleum in Stadthagen, das als eines seiner bekanntesten Kunstwerke gilt.

Adrian de Vries Portrait

Portrait von Adrian de Vries, um 1600

Wichtige Erkenntnis

Das Stadthagener Mausoleum ist der einzige Ort weltweit, an dem ein Kunstwerk von Adrian de Vries noch im originalen Zusammenhang seines Aufstellungsplatzes bewundert werden kann.

Leben und Werdegang des Meisters

Frühe Jahre in den Niederlanden (1556-1580)

Adrian de Vries wurde vermutlich 1556 in Den Haag als Sohn des Apothekers Pieter Willemsz de Vries geboren. Über seine frühe Zeit ist wenig bekannt, doch es ist anzunehmen, dass er in seiner Heimat eine Ausbildung zum Goldschmied erhielt.

Möglicherweise absolvierte er auch eine Lehre bei Willem Danielsz van Tetrode in Delft, einem Schüler des berühmten Benvenuto Cellini, der aus Italien zurückgekehrt war.

Ausbildung in Italien (1580-1588)

Wie viele junge Niederländer seiner Generation zog es Adrian de Vries früh nach Italien. Dort bildeten niederländische Künstler die hochgeschätzte Gruppe der "fiamminghi" (Flamen).

In Florenz am Hof der Großherzöge der Toskana fand er Aufnahme in der Werkstatt des Giambologna (Jean de Boulogne), dem berühmtesten Bildhauer in der Nachfolge Michelangelos.

"Giambolognas Skulpturen entsprechen dem Ideal der manieristischen 'figura serpentinata' - Figuren in anmutiger, spiralförmiger Bewegung."

1586 schuf de Vries seine ersten selbstständigen Werke: drei monumentale Apostelfiguren für den Hochaltar des Klosters El Escorial bei Madrid, in Arbeitsgemeinschaft mit Pompeo Leoni.

Kaiserhof in Prag (1588-1612)

1587 wurde de Vries von Karl Emanuel I. von Savoyen nach Turin gerufen, doch Kaiser Rudolf II. "lieh" sich den vielversprechenden Künstler aus und holte ihn nach Prag.

Rudolf II. versammelte die außergewöhnlichsten Künstler seiner Zeit an seinem Hof und erwarb sich dadurch einen legendären Ruf als Mäzen und Sammler. 1601 ernannte er de Vries zum Kammerbildhauer - eine angesehene Stellung mit zahlreichen Privilegien.

Berühmte Werke dieser Zeit:

  • Figurengruppe "Merkur und Psyche" für die kaiserliche Kunstsammlung
  • Monumentale Brunnenanlagen in Augsburg (Merkur- und Herkulesbrunnen)
  • Neun Gipsstatuen für den Spanischen Saal der Prager Burg
  • Portraitbüsten als diplomatische Geschenke

Späte Meisterwerke (1612-1626)

Nach Rudolf II. Tod 1612 blieb de Vries in Prag. Die folgenden 15 Jahre wurden die produktivsten seiner Laufbahn, dank eines ununterbrochenen Stroms fürstlicher Auftraggeber.

Zu seinen wichtigsten Auftraggebern gehörten:

  • Fürst Ernst von Holstein-Schaumburg - Grabmonument in Stadthagen (1617-1621)
  • König Christian IV. von Dänemark - Neptunbrunnen für Schloss Frederiksborg
  • Albrecht von Wallenstein - Figurenprogramm für das Waldsteinpalais

Adrian de Vries starb am 15. Dezember 1626 in Prag. Noch unvollendete Bronzen wurden von seinen Gehilfen fertiggestellt.

Das Meisterwerk in Stadthagen

Mausoleum Stadthagen Innenraum

Das Grabmonument von Adrian de Vries im Mausoleum Stadthagen

Auftrag und Entstehung (1617-1621)

Der kunstsinnige Fürst Ernst von Holstein-Schaumburg beauftragte Adrian de Vries mit der Schaffung des Grabmonuments für sein Mausoleum in Stadthagen. Bereits 1615 hatte de Vries das prächtige Taufbecken für die Stadtkirche in Bückeburg geliefert.

Von 1617 bis 1621 arbeitete der Meister an der virtuos gestalteten Bronzegruppe des auferstehenden Christus mit den vier Wächtern, acht Assistenzfiguren und sechs Reliefs.

Besonderheit:

Das Stadthagener Mausoleum ist ein bedeutendes Beispiel der Weserrenaissance und beherbergt eines der letzten erhaltenen Werke von Adrian de Vries in seinem ursprünglichen Kontext.

Künstlerische Beschreibung

Der optische Reiz der Figurengruppe liegt im Wechselspiel ihrer bewegten Gestik und der ausgeprägten Körperlichkeit. Trotzdem besitzen die Gestalten eine kontemplative, zurückhaltende Ausstrahlung.

Die Bronzefiguren zeigen de Vries' Meisterschaft in der Darstellung menschlicher Anatomie und Emotionen. Jede "Faser" des Körpers scheint in den Bronzefiguren wiedergegeben zu sein, wie zeitgenössische Betrachter bewunderten.

Der auferstandene Christus

Zentrale Figur des Monuments in majestätischer Pose

Vier Wächter

Schlafende und erwachende Soldaten am Grab

Assistenzfiguren

Acht allegorische Figuren wie Fama, Victoria, Abundantia

Stil und Technik des Meisters

Manieristische Formensprache

Adrian de Vries perfektionierte die manieristische "figura serpentinata" - Figuren in eleganter, spiralförmiger Bewegung, die von seinem Lehrer Giambologna entwickelt wurde. Seine Skulpturen zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:

Künstlerische Merkmale

  • Lebendige Modellierung: Naturgetreue Wiedergabe von Muskeln und Anatomie
  • Bewegte Gestik: Dynamische Posen voller Energie
  • Elegante Komposition: Harmonische Anordnung der Figuren
  • Emotionale Tiefe: Ausdrucksstarke Gesichter und Haltungen

Technische Exzellenz

  • Bronzeguss: Meisterhafte Beherrschung der Gusstechnik
  • Patina-Manipulation: Kunstvolle Oberflächenbehandlung
  • Feine Details: Präzise Ausarbeitung kleinster Elemente
  • Monumentale Wirkung: Imposante Präsenz trotz technischer Finesse

"In seinem künstlerischen Ausdruck und Schaffen wird Adrian de Vries auch als der niederländische Michelangelo bezeichnet."

- Kunsthistorische Bewertung

Vermächtnis und Bedeutung

Adrian de Vries gilt als der berühmteste europäische Bildhauer seiner Generation. Seine internationale Karriere, die ihn von den Niederlanden über Italien nach Mitteleuropa führte, machte ihn zu einem der wichtigsten Vertreter des Manierismus.

Historische Bedeutung

  • Übergang vom Manierismus zum Barock
  • Internationaler Stil und Einfluss
  • Technische Innovationen im Bronzeguss
  • Hofkünstler bedeutender europäischer Herrscher

Schicksal der Werke

Tragischerweise wurden viele Werke von Adrian de Vries während des Dreißigjährigen Krieges geraubt. 1648 plünderten schwedische Truppen systematisch die Kunstschätze Prags, darunter zahlreiche Bronzen von de Vries.

Heute befinden sich seine Werke in Museen und Sammlungen weltweit - von Stockholm bis Los Angeles, von Amsterdam bis München.

Besuch im Mausoleum

Öffnungszeiten (April-Oktober)

  • Dienstag - Freitag: 13-17 Uhr
  • Samstag: 10-14 Uhr
  • Sonntag: 13-17 Uhr

Eintritt

7€ (inkl. Führung)

Kontakt

Tel: 05721 92 50 65

Fakten zu Adrian de Vries

Geboren: 1556, Den Haag
Gestorben: 15. Dez. 1626, Prag
Stil: Manierismus
Lehrer: Giambologna
Spezialisierung: Bronzeskulptur
Stadthagen Werk: 1617-1621

Entdecken Sie das Meisterwerk von Adrian de Vries

Besuchen Sie das einzigartige Mausoleum in Stadthagen und erleben Sie die Kunstwerke des berühmten niederländischen Bildhauers in ihrem ursprünglichen Kontext.